Strážnice/ Straßnitz (1824-?)

22. Sept.2013 um 8:58 pm | Veröffentlicht in 1, Brücken in Tschechien, Eisenbrücken, Friedrich Schnirch, Geschichte, Gusseisenbrücke, Kultur | Hinterlasse einen Kommentar
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In den Jahren 1823 bis 1824 plante und errichtete Friedrich Schnirch (02.12.1791- 25.11.1868), ein junger Ingenieur, der gerade erst vom polytechnischen Institut Wien nach Straßnitz in Mähren in den privaten Dienst beim Grafen Magnis auf dessen Herrschaftssitz verpflichtet worden war [1], die erste Hängebrücke auf europäischem Festland. Die gusseiserne Kettenbrücke war nur etwa 4,2 m zwischen den Geländern breit und 27,7 m lang (96 Fuß lang, 14 Fuß breit) und überbrückte einen Nebenfluss der Morava, das Flüsschen Velicka. Die Hängebrücke diente bis 1857 dem Verkehr. Es sollen sich Reste der Brücke im Schloss in Strážnice (Zámek 672, Strážnice) befinden.[2]

Ich verdanke die detaillierten Informationen über die Brücke einem Bericht des ehemaligen Professors für Holz- und Stahlbau an der Slowakischen Technischen Hochschule in Bratislava, Professor Ferjencik. Er hat über das oben beschriebene und 1965 in Banská Bystrica wiederentdeckte gusseiserne Kettendach (Hängedach) Schnirchs berichte.[1] Weitere Informationen habe ich dem Biographischen Lexikons des Kaiserthums Oesterreich über Friedrich Schnirch entnommen [2].

Nach der gleichen Methode hängte Friedrich Schnirch Stahldächer auf und erhielt vom österreichischen Staat 1826 ein Patent dafür. Es sollen noch Dächer dieser Art vorhanden sein. Ein Dach von 1826 ist auf der Seite der Slowakischen Dachdeckerinnung (Cech Slovenskych Strecharov) dokumentiert. Auf der Website werden die Konstruktion und der schlechte Zustand des Daches in Banská Bystrica beschrieben. Parallele Ketten aus jeweils 5 Kettenelementen verlaufen im Abstand von 42-47 cm voneinender parallel vom Dachfirst bis zu ihrer Verankerung in der Fassade. Ursprünglich war auch der Dachbelag aus Gusseisen. Er wurde jedoch von auf Holzlatten liegenden Asbestzementplatten ersetzt. Ein paar ursprüngliche Platten sind wiedergefunden worden. Wegen unklarer Eigentumsverhältnisse konnte eine Sanierung des unitalen Baudenkmals durch die Slowakische Dachdeckerinnung noch nicht initiiert werden, egal ob aus privaten oder Europäischen Fonds.

1832 veröffentlichte Friedrich Schnirch zusammen mit Joseph Schnirch die Theorie zu seinen Hängedächern (Beytrag für den Kettenbrückenbau, enthaltend die Theorie der Schwankungen, bey allen bekannten Kettenbrücken-Constructionsarten, mit 2 oder mehreren zusammenhängenden Bahnen … / bearbeitet und herausgegeben von Friedrich Schnirch und seinem verwandten Mitarbeiter Joseph Schnirch).

Quellen:
[1] Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich über Friedrich Schnirch, zuletzt besucht am 22.09.2013.

[2] Übersetzung (Universität Stuttgart): Pavel Ferjencik (1975). Über ein im Jahr 1826 gebautes Hängedach, Bd. 1, S. 130-138.

[3] Slowakischen Dachdeckerinnung, zuletzt besucht am 22.09.2013.

Malapane (heute Ozimek, Pl): 1827

01. Jul.2009 um 3:00 am | Veröffentlicht in 1, Brücken in Polen, EUROPA, Geschichte, Gusseisenbrücke, Kultur | Hinterlasse einen Kommentar
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Projekt für eine Kettenbrücke, 20 Fuß weit, Kopie von 1822

Projekt für eine Kettenbrücke, 20 Fuß weit, Kopie von 1822

Älteste Kettenbrücke von 1827

Älteste Kettenbrücke von 1827

Portal der alten Hängebrücke vor dem Eingang zur Gießerei von Malapane

Portal der alten Hängebrücke vor dem Eingang zur Gießerei von Malapane

Oberschlesisches Kulturerbe von Jarek  Cieplak: Die Hängebrücke in Malapane (heute Ozimek) in Oberschlesien, im Oppelner Land, über dem gleichnamigen Fluss Malapane, ist die älteste Eisenhängebrücke Europas. Hergestellt wurde sie in der örtlichen Hütte „Malapane“, heute „Ozimek“.

Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts waren auf dem heutigen Stadtgebiet dichte Wälder. Die Gegend war reich am Raseneisenstein und nur dadurch wurde sie auch für den König von Preußen, Friedrich II., attraktiv. Auf seinen Erlass wurden schon im Jahre 1753 zwei Hochöfen erbaut, die Gießerei wurde dann 1754 eröffnet. Es war die erste staatliche preußische Eisenhütte in Oberschlesien – das Eisenhüttenwerk Malapane. Die Hüttenwerke wurden an der Stelle einer Wassermühle am Fluss Malapane  (Mala Panew) errichtet. Die Hängebrücke überbrückt den Fluss Mala Panew.

Portal, im Hintergrund die Gießerei

Portal, im Hintergrund die Gießerei von 1754

Daher entstammt der Name der Werke und des Ortes. Der heutige polnische Name Ozimek war der Name des Eigentümers der alten Mühle. Anfangs waren die Werke nur für die militärische Produktion eingerichtet und erst Ende des 18. Jahrhunderts, als die Nachfrage für militärische Produkte nicht mehr so groß war, wurde mit der Produktion für verschiedene Zweige der Industrie, auch für die Landwirtschaft, begonnen. 1786 wurde mit der Stahlproduktion angefangen und im Jahre 1789 verwendete man das erste Mal auf dem europäischen Kontinent Koks zum Schmelzen von Roheisen. Die Hütte wurde dadurch in ganz Europa zu den führenden Werken mit diesem Verfahren. Ab 1791 fing man mit der Produktion von Dampfmaschinen an, die früher nur in England hergestellt wurden.[1]

Weiterlesen mit Foto [1]

Eine projektierte Entwurfsversion einer Hängebrücke (s.oben) wurde 1822 vom Zeichner der Hütte Gleiwitz kopiert. Die erste Hängebrücke am Eingang zur Gießerei wurde 1827 eröffnet und steht noch heute.

Ergänzung vom 04.04.2011:

Herr Josef Thomas Juros vom Verein der Kettenbrücke in Malapane (heute Ozimek) hat ein Buch über die Geschichte der Gießerei und der ältesten bis heute erhaltenen ersten Kettenbrücke geschrieben. Das Buch ist über die Website des Vereinszu beziehen: http://www.sdmp.pl . Kosten: 19,00 € plus Versand. Nähere Informationen sind auch in der Rezension des Buches im Stahlbau 12/2010 zu finden

Quellen:

[1]Oberschlesisches Erbe/Kettenbrücke in Malapane (zitiert 20.05.09)

Historische Zeichnung: Polytechnika Wroclawska (Materialy z huty pokój), Vielen Dank!

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